Ohne fließend Wasser und einer Dixi Toilette –
so arbeiten ehrenamtliche Helfer in Rendsburg bei W.I.R. für Rendsburg e.V.

Heute sind wir auf dem Oktogon Gelände in Rendsburg um den Verein W.I.R. für Rendsburg e.V. zu besuchen. Aus einer kleinen Gruppe Hilfswilliger, die sich damals dazu bereit erklärt haben Kleiderspenden entgegen zu nehmen, zu sortieren und an die damaligen Erstaufnahmeeinrichtungen weiterzugeben, entstand der Verein im Herbst 2015.

Und was sollen wir Euch erzählen? Der Verein sammelt, sortiert und verteilt bis heute Sachspenden, um sie an Bedürftige und Flüchtlinge weiterzugeben. Wir treffen Steffen und Regina auf dem Gelände, auf dem sich ausgediente Flüchtlingscontainer aneinander reihen.

Um ehrlich zu sein, wurde uns anders als wir in einen Container blicken, in dem in der Vergangenheit ganze Familien auf Stockbetten hausten. Wir können uns kaum vorstellen, dass auf dieser kleinen Fläche so viele Menschen leben konnten. Heute stapeln sich Kartons an Kartons mit sortierten Sachspenden und doch fehlt es der Organisation an allen Ecken und Enden, um Bedürftige und Flüchtlinge zu versorgen.

Man merkt sehr schnell wie gut organisiert und sortiert der Verein ist. In jedem Container sind Sachspenden sorgfältig in Kartons verpackt und zum Beispiel nach Geschlecht und Größe sortiert. Der eigentliche Shop ist einladend und sauber.

Allen Menschen, die geflüchtet sind oder in irgendeiner Form soziale Unterstützung bekommen (z.B. ALG I und II, Wohngeld, Kinderzuschlag, Bafög, Grundsicherung im Alter oder ähnliches) oder sich in einer Notlage befinden, wird hier geholfen.

Um Missbrauch vorzubeugen, entrichten Bedürftige nach einem Nachweis ihrer Hilfsbedürftigkeit 2,50 Euro pro Person und dürfen sich dafür aber alles aussuchen, was sie brauchen. Gegen dieses Entgelt hat sich der Verein lange gesträubt, aber sich doch dafür entschieden, um Herr der Lage zu werden. Um die Intimität der Bedürftigen zu wahren, bittet der Verein immer vorab einen Termin zu vereinbaren, damit jeder in Ruhe sich, dass aussuchen kann, was er braucht. Also bitte nicht einfach so hinfahren.

Auch zahlt der Verein alleine für die Miete der Fläche 600,00 Euro und finanziert sich rein aus Spendengeldern. Wer einmal auf dem Gelände war, wird erschreckend feststellen, wie klein dieser Platz ist und wieviel der Verein dafür aufbringen muss. Aber jedes Mitglied des Vereins ist dankbar, dass sie überhaupt helfen können. Sie selbst haben einen kleinen ausgedienten Wohnwagen als Büro, Aufenthalts- und Besprechungsraum auf dem Gelände, kein fließendes Wasser und eine Dixie Toilette. Kaffee oder Tee wird mit dem Wasser aus Mineralwasserflaschen im Wasserkocher zubereitet. Der Platz in den Containern ist für Sachspenden reserviert.

„Wir sind froh, dass wir überhaupt hier stehen dürfen! Davor haben wir in der alten Kieler Landstraße 1.000 Euro Miete gezahlt.“ sagt Steffen uns.

„Seitdem das Sozialkaufhaus in Rendsburg geschlossen hat, hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Die Bedürftigen wissen nicht mehr wohin. Viele kennen uns noch nicht!“, berichtet uns Regina.

Der Verein sucht dringend einen bezahlbaren Standort, an dem sie langfristig ihre Arbeit fortsetzen können (innerhalb von Rendsburg, für alle Bürger gut erreichbar, ein Grundstück, eine Halle o.ä.). Denn mit einer Kündigungsfrist von 2 Monaten, ist der jetzige Standort auf keinen Fall sicher. Der Verein würde sehr gerne mehr Container aufstellen und träumt von einem koordinierten überregionalen Zentrallager, welches zum Beispiel auch die Möglichkeit hat Möbel und größere Güter aufzustellen, um im Notfall schnell helfen zu können.

Wir bewundern diesen Verein mit Steffen, Regina und jedem einzelnen Mitglied, die jeden Tag egal bei welchem Wetter auf das Gelände fahren, unter schwersten Bedingungen arbeiten, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Die jeden Tag dafür kämpfen weiter bestehen zu bleiben, die Anträge um Anträge ausfüllen, die oftmals an der Bürokratie des Behördenwirrwarrs scheitern, die jeden Tag unzählige Telefonate führen, um einfach nur zu helfen. Und doch noch immer wieder die Kraft finden, neue Ideen zu entwickeln. So werden zum Beispiel aus unbrauchbaren und kaputten Kleidungsstücken wunderschöne Taschen, Rucksäcke, Beutel und Kissen genäht und im eigenen Online Shop verkauft. Der Erlös geht komplett an Bedürftige.

Wir fahren an diesem Tag mit einem Gefühl der Bewunderung für diesen Verein und deren Mitglieder vom Gelände. Wir sind aber auch tief erschüttert unter welchen Bedingungen diese wunderbaren Menschen arbeiten müssen und tieftraurig, dass es manchmal doch so einfach und doch so schwer ist zu helfen. Wir hoffen, dass dieser Verein noch lange bestehen bleibt. Hier ist der Vereinsname auch Programm:

W.I.R. Der Wille zu helfen – Die Initiative zu ergreifen –
das Richtige zu tun für Rendsburg e. V.

Bericht und Fotos: Arno und Loan Heyne

W.I.R. für Rendsburg e.V.
Erich-Mahrt-Straße 10 (Oktogon-Gelände)
24768 Rendsburg
Steffen Uebelhör 0160 377 21 63
erreichbar Di-Fr von 10.00 – 15.00 Uhr
info@wirfuerrendsburg.de
www.wirfuerrendsburg.de

VR-Bank Schleswig-Mittelholstein eG
IBAN: DE22 2169 0020 0005 5870 42
BIC: GENODEF 1SLW

Aktuell werden dringend Kinderkleidung für Mädchen und Jungen in den Größen 122-128, gute gebrauchte Schuhe vor allem Sportschuhe und Hausrat (wie Geschirr, Töpfe, Vorratsdosen, Besteck etc.) gebraucht. Bitte keine Deko-Artikel wie Kerzenständer, Figuren oder ähnliches.

Egal, ob Ihr spenden möchtet oder etwas braucht, bitte ruft vorher an. Bitte nicht einfach so vorbei fahren. So helft Ihr die Privatsphäre der Spender und Hilfesuchenden zu schützen. Vielen lieben Dank.