Schlaue Lösungen für Gettorfs grüne Zukunft
Ist eine vollständige klimaneutrale Versorgung von Wohngebieten im ländlichen Raum möglich? Erk Friedrichs, Projekt- und Vertriebsleiter der Bioenergie Gettorf GmbH, ist überzeugt davon. Das Unternehmen hat ein Quartierskonzept entwickelt, bei dem alle von regenerativer Nahwärme und Solarstrom profitieren, ohne ein Investitionsrisiko für eine eigene Solaranlage eingehen zu müssen. Es gibt heute viele Möglichkeiten, seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und etwas fürs Klima zu tun. Der Verzicht auf eine Öl- oder Gasheizung zugunsten von Nahwärme, die durch Bioenergie erzeugt wird, oder auch die Abkehr vom Verbrennermotor und dem Umstieg auf ein Elektrofahrzeug. „Ein E-Auto braucht Strom und nützt dem Klima erst dann wirklich, wenn der Strom auch komplett aus regenerativen Energien erzeugt wird“, sagt Friedrichs. Wenn das Elektroauto beispielsweise aus der Solaranlage auf dem Dach betankt würde, sei das ideal.
„Da nicht immer die Sonne scheint, wenn man Tanken möchte, muss der Solarstrom zwischengespeichert werden, bis er gebraucht wird“, erklärt Friedrichs. Zusätzlich zur Solaranlage wird also auch ein großer Akku benötigt. Solche Anlagen sind heute üblich und kein Hexenwerk mehr. Der einzige Knackpunkt: Der Hauseigentümer muss vorab eine größere Summe investieren, die er dann durch die Einspeisung seines Solarstromes ins öffentliche Netz in den Folgejahren refinanzieren kann. „Das ist ein Modell, das sich durchaus rechnen kann“, sagt der Projektleiter. Der Nachteil sei aber, dass neben den hohen Anfangsinvestitionen auch das finanzielle Risiko bei den Betreibern läge. „Die Folge ist, dass viele das Risiko und den Aufwand scheuen, selbst grünen Strom zu produzieren.“
„Genau an dieser Stelle setzt unser Quartierskonzept an“, sagt Friedrichs. Wir nehmen den Hauseigentümern die Investitionen ab und übernehmen das finanzielle Risiko.
Die Idee ist verblüffend einfach: Hauseigentümer vermieten ihre Dachflächen, damit die Bioenergie Gettorf dort Solarpaneele installieren kann. Zusammen mit dem Nahwärmekonzept wird im Wohnquartier auch ein neues Gleichstromnetz verlegt. Damit der Strom rund um die Uhr zur Verfügung steht, gibt es einen großen gemeinsamen Batteriespeicher für den Solarstrom. Jeder Kunde bekommt auf seinem Grundstück für sein E-Auto eine Ladestation, einen sogenannten Supercharger, kostenlos zur Verfügung gestellt. „Dank der Batteriespeicher kann das Auto rund um die Uhr mit Solarstrom betankt werden“, sagt Friedrichs. Reicht der Sonnenstrom nicht aus, dann erzeugt auch das Blockheizkraftwerk der Biogasanlage Strom aus regenerativen Rohstoffen. Gut fürs Klima und gut für den Geldbeutel. Zum einen bekommen die Hauseigentümer eine Miete, zum anderen können sie zu einem günstigen Preis, der laut Friedrichs unter dem der Mitbewerber am Strommarkt liege, ihr E-Auto laden.
Solaranlage und Ladestation bleiben, wie auch die Geräte für den Nahwärmeanschluss im Eigentum der Bioenergie Gettorf. „Nur so ist es möglich, dass wir den Ladestrom abgeben können, denn bislang lässt der Gesetzgeber es nicht zu, dass wir auch Fremdgeräte im Haus mit Strom versorgen.“ Alle Geräte werden kostenlos gewartet und sind versichert. Auch Glasfaser könnte so in die Wohnungen kommen. Zum einen, um smarte Services, wie beispielsweise eine Fernbedienung der Heizungsanlage, oder eine Ladestandskontrolle des Pkws möglich zu machen, zum anderen, um auf Wunsch auch schnelle Internetanschlüsse zu realisieren. Der Vorteil: Alle nötigen Anschlüsse werden in einem Rutsch verlegt, das spart Kosten und reduziert die Zeiten für Straßenbaustellen erheblich. Ist das alles eine Vision für eine ferne Zukunft? „Nein“, sagt Friedrichs. Das Konzept steht und könnte im Bereich Lindentor umgesetzt werden. „Spätestens zum Jahresende wollen wir dort mit der Akquise starten, andere Stadtteile in Gettorf, die für Nahwärme vorgesehen sind, sollen folgen.“