Lebensrettende Hunde ohne Gesetz und Förderung!
Kennt Ihr das? Manchmal begegnen uns im Leben Menschen, die uns vom ersten Augenblick an beeindrucken und uns mit ihrer offenen und fröhlichen Warmherzigkeit in eine vertrauensvolle Decke hüllen. So ein Mensch ist Kati (Sherin) Zimmermann und AfA -Akademie für Assistenzhunde GmbH.
Wir sind immer auf der Suche nach Menschen aus unserem wunderschönen Norden, die uns ihre Geschichte erzählen und so kam es, dass wir auf einem Parkplatz in Gettorf dieses außergewöhnliche Auto mit einem wunderschönen Airbrush auf der Motorhaube sahen. Wir haben angerufen und waren neugierig, was uns erwartet. Wie immer haben wir uns vorher nicht informiert, um uns vollkommen unvoreingenommen unsere eigene Meinung bilden zu können.
Um ehrlich zu sein, verstanden wir unter einem Assistenzhund im besten Falle einen Blindenhund. Auch haben wir schon mal gehört, dass Hunde bei Unterzuckerung von Diabetikern helfen können, aber das war es dann auch schon mit unserem Wissen.
Mitten im Grünen wurden wir mit einem strahlenden Lächeln von Kati Zimmermann begrüßt. Am Gartentor kam uns „Silver“ entgegen, die voll ausgebildete Assistenzhündin und Collie Dame, gefolgt von den Assistenzhunden in Ausbildung „India“ und „Hope“. „Wir haben auch Welpen! Wollt ihr die auch sehen?“, meinte Kati strahlend. Wir nickten begeistert und schon kamen sie einen Moment später um die Ecke geflitzt – die zuckersüßen Labradorwelpen „Belana“ und „Boomer“. Natürlich wurden wir beschnuppert, abgeleckt und stürmisch begrüßt, wie es sich für kleine wilde Welpen gehört.
Kati erklärt uns zuerst den Unterschied zwischen einem Therapiebegleithund und einem Assistenzhund. Der Therapiebegleithund unterstützt die Therapie und lebt beim Therapeuten. Ein Assistenzhund gleicht ein Handicap aus, lebt beim Betroffenen und begleitet ihn auf allen Stationen des Alltags. Wichtig ist auch, dass ein klassischer Hundetrainer nicht automatisch ein Assistenzhundetrainer sein kann. Dazu braucht es fundierte Zusatzqualifikationen und jahrelange Erfahrung.
Assistenzhunde helfen unter anderem bei Autismus, Diabetes, Herzerkrankungen, Epilepsie oder PTBS, wobei Kati uns erzählt, dass sie immer wieder neue Dinge mit Ihren Hunden ausprobiert und dadurch auch für neue Krankheitsbilder ausbilden kann. Auch im sozialen Bereich bildet Kati Besuchshunde aus, die unterstützen im Hospiz demente und an Alzheimer erkrankte Menschen wieder aufzublühen oder sich aus der Isolation zu befreien. Oder in Schulen, damit unsere Kinder den richtigen Umgang mit Hunden kennenlernen und dadurch auch Ängste überwinden können.
Kati ist eine bundesweit tätige Assistenzhundetrainerin und kommt ursprünglich aus dem Pflegebereich. Für uns ist wichtig zu erwähnen, dass sie neben vielen Zusatzqualifikationen auch systemische Traumatologin ist. Mit ihrer herzerwärmenden und offenen Art beeindruckt sie uns mit einem ausgeprägten und allumfassenden Fachwissen. Nicht eine Frage unsererseits blieb unbeantwortet.
Mit Entsetzen erfahren wir, dass Assistenzhunde im Alltag oft angefeindet werden, wenn Sie Menschen zum Beispiel in Supermärkte oder in geschlossenen Räumen begleiten. Auch gibt es für Assistenzhunde kein schützendes Gesetz, um die Rahmbedingungen zu schaffen, obwohl dies so wichtig wäre. Ein Blindenhund wird von den Krankenkassen als medizinisches Hilfsmittel anerkannt, einen Assistenzhund nicht, was für uns unbegreiflich ist. Denn Assistenzhunde helfen nicht nur im Alltag (Waschmaschine ausräumen, Medikamente bringen etc.), sondern werden auch für lebensbedrohliche Situationen ausbildet und retten dadurch Leben. Die intensive Ausbildung eines Assistenzhundes dauert zwei Jahre und finanziert sich derzeit nur über Stiftungen oder Privatspenden. Die Kosten belaufen sich zwischen 18.000 – 30.000 Euro je nach Ausbildungsart. Die Kosten für die Fremdausbildung eines Welpen liegen am höchsten. Die Hunde kommen bereits als Welpen mit 8 Wochen zu Kati und ihrem Team zur Ausbildung. Dabei unterziehen sie sich zuvor einem ausführlichen und sehr wichtigen Wesenstest. Auch einen bereits im Haushalt befindlichen Hund, könnte man ausbilden, sofern er diesen Wesenstest auch besteht.
Aufgrund der hohen Kosten gibt es auch in dieser Branche viele schwarze Schafe. Auf unsere Frage hin, worauf man bei einem guten und seriösen Assistenzhundetrainer achten sollte, entgegnet Kati Zimmermann uns ganz frei: „Stellt ganz viele Fragen, wie zum Beispiel, hat die Person eine Ausbildung zum Assistenzhundetrainer, welche Krankheitsbilder können behandelt werden, hat derjenige Zusatzqualifikationen, wie viele Hunde hat er bereits erfolgreich zu Assistenzhunden ausgebildet, welche Trainingsmethoden gibt es etc. An dieser Stelle möchten wir Euch sagen, dass Kati uns noch viele andere Punkte erzählt hat, allerdings möchten wir, zum Schutze der Branche und der Hilfesuchenden, dies hier nicht detaillierter ausführen. Wenn Ihr Fragen habt, ruft einfach die AfA an, sie werden Euch mit Sicherheit ausführlich beraten.
Kati zeigt uns die spezielle Assistenzhundeweste, da bemerken wir, wie sich das Verhalten der Hunde sofort verändert. Sie wirken fokussiert und vor allem hoch konzentriert. Wir durften sogar eine kurze Trainingseinheit miterleben und waren komplett beeindruckt. Keine strengen Kommandos, kein grimmiges oder böses Gesicht, kein Schreien, alles geschieht absolut nonverbal. Erstaunt bemerken wir auch die verschiedenen Stadien der Ausbildung. Während Silver mit gutem Beispiel vorangeht und den anderen Hunden ein Vorbild ist, brauchen die Welpen nur einige wenige Momente länger, um sich zu fokussieren und den Anweisungen zu folgen. Das Einzige, was wir hören, ist Vogelgezwitscher.
Im ersten Jahr lernen die Welpen alle notwendigen Eindrücke kennen, denen Sie im Alltag ausgesetzt sind. Autofahren, Menschenmassen, Supermarkt, andere Hunde, laute Geräusche, Gerüche etc. – damit Sie den Menschen auch perfekt unterstützen können. Das erste Jahr ist sehr wichtig, denn die Hunde müssen für das zweite Ausbildungsjahr absolut wesensfest sein. Da zwischen Trainer, Hund und Halter in den zwei Jahren ein sehr enges Band entsteht, kann Kati Zimmermann nicht jeden Hund ausbilden. Sie ist ein toller Herzens- und Bauchmensch und verlässt sich da komplett auf Ihre menschlichen Instinkte. „Die Chemie muss stimmen und der Rest zeigen mir meine Hunde!“. Ihre Hunde sind ihr drittes Auge, sie zeigen ihr das Gute im Menschen und Kati merkt oft schon nach kurzer Zeit, ob es passt oder nicht. Da herrscht ein unerschütterliches Vertrauen und eine Verbundenheit, wie man es sich zwischen Mensch und Tier nur wünschen kann.
Derzeit sucht die AfA Patenfamilien für die Hunde. Falls Ihr Interesse habt, ruft gerne an. Etwas ganz Wichtiges zum Schluss. Solltet Ihr im Alltag Assistenzhundetrainer mit Ihren Hunden begegnen, bitte denkt daran, dass sie mitten im Training sind. Bitte die Hunde nicht unaufgefordert anfassen oder die Trainer ansprechen. Und wenn Ihr das nächste Mal einem Hund im Supermarkt begegnet, denkt daran, dass diese Hunde Menschenleben retten. Wir verlassen an dem Tag Ascheffel, der Sitz der AfA, mit einem demütigen Gefühl, während die Hunde friedlich in der Sonne eingeschlafen sind. Demut vor einer Frau, die ihre Liebe und Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Wir sind absolut überzeugt, dass Kati Zimmermann ihre Hunde und die hilfesuchenden Menschen sehr wichtig sind – vielleicht auch wichtiger, als sie sich selbst. Wir ziehen auf jeden Fall unseren Hut und sagen: „Danke Kati, dass es solche wunderbaren Menschen, wie Dich und Dein Team gibt!“
Bericht: Arno und Loan Heyne
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