Tanzlehrer*in als Beruf(ung)
Wieder geht ein Schuljahr zu Ende. Die Abschlussjahrgänge haben ihre letzten Prüfungen vor sich bevor es endlich raus in die große, weite Welt geht.
Während einige junge Leute sich schon ganz sicher sind was sie nach der Schule machen werden, gibt es mindestens genauso viele, die noch gänzlich unsicher sind. Das Angebot ist riesig und es ist gar nicht so einfach mit 17 bis 19 Jahren zu entscheiden, was man für den Rest seines Lebens machen möchte.
Hinzu kommt, dass bei vielen Menschen gerade in dieser Situation das Herz und der Verstand gegeneinander ankämpfen. Häufig hört man in seinem Umfeld, dass man bloß etwas „Ordentliches“ machen soll. Ein Beruf, der sicher ist, am besten mit vorangegangenem Studium, guten Aufstiegschancen und der auch in 20 Jahren noch immer Bestand haben wird. Dass man mit seiner Leidenschaft Geld verdienen kann, das wird leider nach wie vor häufig als Träumerei abgetan.
Mein Beruf, der Beruf der Tanzlehrenden, gilt als eine solche Träumerei. Fragen wie: „Das kann man hauptberuflich machen?“, oder „Sag mal, was machst du eigentlich tagsüber?“ kommen bei meinen Kollegen und mir immer wieder vor. Und diese Fragen sind ganz und gar nicht böse gemeint. Im Gegenteil. Meist folgen darauf sehr angeregte und interessante Unterhaltungen, denn: Ja. Tanzlehrer*in kann man hauptberuflich machen. Es ist sogar ein Ausbildungsberuf, den man Vollzeit in einem lizenzierten Ausbildungsbetrieb erlernen kann.
Hier in Deutschland gibt es gleich mehrere Berufsbildungsverbände für Tanzlehrende. Der größte, älteste und sicherlich auch bekannteste ist der ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband).
Wer in einer ADTV-Tanzschule seine Ausbildung macht, der hat nicht nur in Deutschland sehr gute Chancen – auch weltweit genießt die Ausbildung des ADTV einen sehr guten Ruf, so dass zum Beispiel in den USA, auf Kreuzfahrtschiffen und in verschiedenen Hotels ADTV-Tanzlehrende immer gerne gesehen sind.
Und alleine hier in Kiel gibt es drei Tanzschulen, die die praktische Ausbildungslizenz vom ADTV inne haben.
Aber was mache ich eigentlich, wenn ich tanzen unterrichte, oder meine Ausbildung hierfür absolviere?
Die meisten Tanzschulen sind sehr vielfältig aufgestellt, was auch den Arbeitsalltag sehr bunt gestaltet. Als Tanzlehrer*in ist meine Hauptaufgabe natürlich das Unterrichten. Das kann aber neben Paartanz auch Kindertanz, Hip Hop, Jazz, Stepptanz, Linedance, Seniorentanz, Tanzfitness oder Beakdance sein. Zusatzausbildungen zu solchen „extra“ Fachgebieten sind bis zu einem bestimmten Teil sogar Pflicht innerhalb der Ausbildung.
Zusätzlich dazu bin ich aber eben nicht nur die unterrichtende Person, sondern ich kann mich kreativ ausleben. Sei es in der Gestaltung von Choreographien und Tanzschritten, bei der Organisation von Veranstaltungen, der Gestaltung von Werbung, Entwürfen von Social Media Posts oder auch beim Schreiben von tanzbezogenen Texten für Blogs oder Magazine. Wir beraten telefonisch und per E-Mail, planen unsere Kurse, Partys und Bälle, suchen uns die passende Musik für den Unterricht heraus, oder trainieren auch selber für Shows und Auftritte. Kurz gesagt: Es wird uns nie langweilig.
Tanzlehrer*innen sind im Berufsleben die absoluten Allrounder*innen. Selbst wenn wir nicht im Unterricht stehen, oder uns im Büro um die Verwaltung oder die Kundenpflege kümmern, stehen wir vor oder hinter der Bar, schenken Getränke aus und sorgen im Allgemeinen dafür, dass unsere Schüler sich wohl fühlen. Wir sind Pädagog*innen, Psycholog*innen, Eventmanager*innen, Barkeeper*innen und teilweise sogar Influencer*innen.
Und trotzdem wird mein Lieblingsteil dieses Berufes immer Folgender sein:
Menschen kommen zu mir, weil sie sich eine kleine Auszeit von ihrem Alltag wünschen. Ich darf sie für das begeistern, was ich selber von klein auf liebe und sorge dafür, dass sie nach einem langen und vielleicht auch anstrengenden Tag mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen.
Bericht und Fotos:
Inga Wilking, ADTV Tanzschule Tessmann