Tanzen ist ein tolles Hobby. Das ist meine Meinung und wird es auch immer bleiben. Kaum eine Aktivität erlaubt es uns, gerade als Paar, Zeit zu zweit nicht nur neben- oder gegeneinander, sondern eben tatsächlich miteinander zu verbringen. Im Tanzen, außer man wählt eine Solotanzart, erlebt man intensive Zeit mit seiner Partnerin oder dem Partner, die qualitativ unsagbar hochwertig ist – von dem gesundheitlichen Mehrwert einmal ganz abgesehen.
Bei uns in der Tanzschule erleben wir täglich neue und interessante Geschichten. Bei uns tanzt wirklich fast jeder. Sei es das Geschwisterpaar das sich zusammengetan hat weil die eigenen Partner keine Lust haben, Nachbarn, die aus dem gleichen Grund zusammenfinden, enge Freunde, Single Paare, die sich bei unserer Schnupperstunde gefunden haben und entweder eine Beziehung oder aber eine gute Freundschaft aufgebaut haben, oder die ganz klassischen Paare die für die Hochzeit üben oder ein Hobby gesucht haben das sie näher zusammen bringt.
Die einen kommen mit Freunden und gehen im Anschluss gemeinsam essen oder etwas trinken, die nächsten haben ihren Anschluss über die Kurse gefunden und zu guter Letzt gibt es diejenigen für die das Tanzen jedes Mal ein gemeinsames Date ist. Für alle ist Tanzen eine gemeinsame Konstante in der Woche, die sie für eine Weile aus dem Alltag entkommen lässt. Ein Fakt der in der aktuellen Zeit immer wichtiger wird.
Tanzen ist etwas das als eine so genannte Insel des Alltags fungiert. Natürlich ist es unser Job Schritte zu vermitteln, sowie die Freude an der Bewegung zur Musik. Wir fördern die kognitiven Fähigkeiten und das nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Auch die Erwachsenen können ihre Koordination, Balance und das Körpergefühl um ein Deutliches verbessern. Aber darüber hinaus sehen wir noch eine viel wichtigere Aufgabe in unserer Arbeit, die für die meisten von uns Tanzlehrern eine wirkliche Berufung ist: Bei uns geht es nicht um Druck oder Höchstleistungen. Wir unterrichten Tanz, aber wir bieten eine Atmosphäre in der die Probleme des Alltags keine Existenz haben.
In den ca. 90 Minuten einer Kurseinheit bieten wir Freude, positive Energie und Ablenkung. Wir verbessern – nur durch das Erlernen von Führen und Folgen – die Kommunikation innerhalb der einzelnen Paare und können so sogar zu Konfliktlösungen beitragen. Meistens sogar ohne es wirklich zu bemerken.
Natürlich wird sich in den Pausen über das Weltgeschehen unterhalten; über die vergangene Woche, die Nachrichten und alles Andere was uns Menschen beschäftigt. Aber meistens geht es in den Gesprächen dann doch um die erlernten Schritte und Tänze, die besonders viel Freude bringen oder eben die positiven Ereignisse, die sich zuletzt zugetragen haben. Und das ist in meinen Augen unsere ureigene Superkraft. Zu uns kommen Menschen aus fast jeder Lebenslage. Nach Hause gehen sie im Normalfall glücklich, mit einem Lächeln auf den Lippen und gemeinsam verbrachter Zeit, die sie nicht missen wollen.
Ich könnte mich hier darüber auslassen was Tanzen alles Positives mit der Gesundheit anstellt. Aber das habe ich bereits in einem anderen Artikel getan und empfinde es an dieser Stelle als überflüssig. Körperliche Gesundheit ist sehr wichtig und es gibt sogar Ärzte die ihre Schlaganfallpatienten zu uns schicken und es einen Teil ihrer Therapie bezeichnen. Aber noch wichtiger sind für mich die Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Wir Tanzschulen können den Menschen so viel Gutes geben und das nur mit den wenigen Werkzeugen die wir haben: Musik, Leidenschaft für das was wir tun, Empathie, Bewegung, Kommunikation und natürlich einer hochwertigen Berufsausbildung, die uns in diesen „Skills“ schult.
Und das Beste: Wenn unsere Kunden glücklich nach Hause gehen, dann tun wir es auch. Denn die gleichen Wirkungen die der Tanzunterricht auf die Schüler hat, die hat er auch auf uns.
Bericht und Fotos: Inga Wilking