Rumba - der Tanz der Liebe
Die Tage werden länger, Frühling liegt in der Luft und die Hochzeitssaison steht in den Startlöchern.
Über welchen Tanz könnte ich also lieber schreiben wollen als über die Rumba, zugegebenermaßen einer meiner absoluten Lieblingstänze?
Kaum ein Tanz ist romantischer und sinnlicher als unsere Rumba wie sie in Europa getanzt wird. Nicht umsonst nennt man sie auch den Tanz der Liebe oder der Liebenden. Getanzt wird sie zu Liedern im langsamen 4/4-Takt. Klassischerweise natürlich zu lateinamerikanischer Musik, aber auch in unserer aktuellen Musik hier in Deutschland finden sich immer wieder wunderschöne Titel, die sich als Rumba vertanzen lassen. Auch das macht sie, ebenso wie Blues, zu einem der Tänze, die Hochzeitspaare gerne für ihren ersten gemeinsamen Tanz auswählen.
Wie viele andere Tänze auch, hat die moderne Rumba einen sehr langen und ereignisreichen Weg hinter sich. Ihre Ursprünge soll sie im 16 Jahrhundert mit der Ankunft der ersten Sklaven aus Afrika in Kuba haben. Die versklavten Afrikaner brachten ihre Kultur, Musik, Bewegungen und Traditionen mit, die sie selbstverständlich auch in ihrer Gefangenschaft weiter zu pflegen versuchten und die sich natürlich entsprechend weiterentwickelten. Gesänge, getrommelte Rhythmen und Gefühle der Sehnsucht sorgten für neue Musik- und Tanzstile, die sich teilweise durchsetzten und teilweise anderen Stilen weichen mussten.
Dabei kann es heute zu interessanten Missverständnissen kommen:
Als ich einem guten Freund von mir, selber Kubaner und Neffe eines kubanischen Profitänzers, ein Video meines Lieblingstanzes, der Rumba, zeigte, schaute er mich nur mit großen Augen an und sagte: „Das ist keine Rumba. Niemand in Kuba tanzt so.“ Was macht man da als professionell ausgebildete Tanzlehrerin?
Natürlich: Man besteht darauf, dass es das ist was man gelernt und trainiert hat. Vielleicht gibt es ja unterschiedliche Tänze und Bewegungen, die Rumba getauft wurden.
Ich befasste mich mit der Sache und sprach sowohl, wenn auch eher zufällig, mit dem Onkel meines guten Freundes, als auch mit einem engen Freund, der ebenfalls als Profitänzer Kuba verlassen hat und hier in Deutschland eine Salsa Schule führt. Meine Erkenntnis deckt sich mit dem, was sich im Internet ebenfalls lesen lässt. Rumba hat verschiedene Bedeutungen. Einerseits gibt es die, die zu schnellen Rhythmen getanzt wird und mehr oder minder einen Befruchtungstanz nachahmt. Sie kann solo, im Paar oder auch in Elementen in einer Gruppe getanzt werden. Elemente davon finden sich auch in der kubanischen Salsa.
Und dann gibt es „unsere“, die europäische Rumba. Sie wurde aus dem Bolero und Bolero-Son entwickelt und zu langsamer, romantischer Musik getanzt. Anfang der 1930er Jahre kam sie in Europa an und wurde im Nazi-Deutschland, wie viele andere Tänze auch, als „entartete Kunst“ verboten.
Zu diesem Zeitpunkt wurde sie noch in einer Karree-Form vertanzt, die dem Langsamen Walzer gleicht. Diese Form ist heute als Karree- oder Square-Rumba bekannt und wird, obwohl nur noch selten unterrichtet, nach wie vor in der Tanzlehrerausbildung des ADTV thematisiert. Gerade für Hochzeitspaare, die einen Langsamen Walzer tanzen wollen, sich aber ein Lied im 4/4-Takt ausgewählt haben, ist sie eine sehr gute Alternative.
Ein in England lebender Franzose war es schließlich, der von der Karree-Form abgewichen ist. Er entwickelte mit seiner Partnerin nach Erlernen des Tanzes in Paris, sowie mehreren Reisen nach Kuba, die heute als kubanisch oder international bekannte Rumba. Die zwei existierenden Formen sorgten für regelrechte Rumba-Kriege zwischen den führenden Tanzsportverbänden in Frankreich und England bis sich schlussendlich die internationale Rumba durchgesetzt hat und so in ihrer heute existierenden Form in den Tanzschulen unterrichtet wird.
Was bleibt ist ein romantischer und sinnlicher Tanz, der das Spiel zwischen Mann und Frau – oder natürlich auch zwei Männern, bzw. zwei Frauen – auf wunderschöne Art und Weise darstellt.
Bericht und Fotos: Inga Wilking, ADTV Tanzschule Tessmann