Rollstuhltanz in Kiel -
Ein richtig großer Spaß

Hendrik Lange und Melanie Kola - Foto: Dieter Müller - © Tanzen in Kiel

Ein Besuch der Rollstuhl-Tanzgruppe in Suchsdorf am letzten Donnerstag…

Egal ob Walzer, Samba oder Discofox. Unsere Rollitänzer lieben tanzen in jeder Facette. Allerding ist Bewegung zu Musik für die Einzel- und Paartänzer nicht immer so einfach. Ein Drittel der Rollitänzer sitzen nicht nur im normalen Rollstuhl, sondern sind auf Grund von schweren Mehrfachbehinderungen auf einen kompakten Elektro-Rollstuhl angewiesen. Das kostet viel Wendigkeit. Doch auch damit ist Paartanz überhaupt kein Problem, wie Corinna Balzer vom Verein Tanzen in Kiel e.V. weiß. Die Trainerin für Standard und Latein hat sich 2013 zur Trainerin B für Neurologie und Rehabilitation fortgebildet und lehrt seit dem in Suchsdorf Menschen mit und ohne Behinderungen die richtigen „Schritte“ übers Parkett. Unterstützt wird sie von Ihrem Ehemann Klaus, der Übungsleiter Tanz ist. Viele der Paare in sehr unterschiedlichem Alter sind inzwischen Jahre dabei. Während der Corona Pandemie fehlte der Nachwuchs. Insgesamt kam das Training auch in Zeiten ohne Lockdown fast zum Erliegen, weil viele Tänzerinnen und Tänzer auch das Risiko einer Infektion scheuten, denn die meisten gehören zur Risikogruppe.

Inzwischen beginnt das Interesse wieder verhalten auf zu flammen. „Die mutigsten Paare haben innerhalb der Gruppe nun auch zusätzlich die Showtanzgruppe DANCING WHEELS AND STEPS gegründet“, sagte Corinna Balzer am letzten Donnerstag. „Das motiviert die anderen Paare, auch so gut zu werden und viele Bewegungsmöglichkeiten zurück zu gewinnen, so dass auch sie dort noch mitmachen können.

Nun stehen aber erstmal die üblichen 10 Tänze auf dem Programm, denn es ist Donnerstag!“ Die Augen strahlen, wenn die Musik beginnt.

Während Klaus Balzer den „Fußgängern“ die richtigen Schritte übers Parkett beibringt, korrigiert Corinna die passenden Körper- und Handhaltungen für die „Rollenden“ und erklärt wie man sich passend zu den Schritten der Fußgänger bewegt. Man tanzt als Paar mit Rollstuhl raumgreifender. Noch mehr Platz brauchen Paare, wenn beide im Rollstuhl tanzen. Einige „Schritte“ und Drehungen lassen sich aufgrund der Größe der Rollis nicht umsetzen. Dafür gibt es dann andere Möglichkeiten.

In einem gemischten Paar führt immer der Fußgänger, was keine einfache Aufgabe ist. „Ich muss die Vorderräder des Rollis im Auge behalten, im Takt bleiben und dabei eigentlich auch noch lächeln“, erzählt uns die Studentin Antonia Quesada Miguel lachend.
Die E – Rollifahrer arbeiten inzwischen hochkonzentriert. Für sie besteht die zusätzliche Herausforderung, dass über Takt und Choreografie der E – Rolli exakt unter Kontrolle zu halten ist. Für alle gilt: Oberkörper und Arme müssen in Spannung und in der richtigen Position gehalten werden. Und die Konzentration auf den Partner darf nicht nachlassen. „Eigentlich ist Tanzen ein wenig wie Physiotherapie für Menschen mit Behinderungen.“, sagt uns Corinna Balzer. „Strecken, Körperspannung und Entspannung. Nur merkt man es zur Musik nicht. Tanzen ist ein Heidenspaß!“

Weitere Infos zum Rollstuhltanzsport gibt es bei Tanzen in
Kiel e.V., Tanzsportzentrum im Suchskrug 1 in 24107 Kiel.
Tel. 0431 / 329 039 17 oder im Internet unter www.tanzen-in-kiel.de

Showtanzgruppe DANCING WHEELS AND STEPS - Foto: Corinna Balzer - © Tanzen in Kiel