Missbrauch

Immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema

Hallo mein Lieben!

Heute wird es wieder ein Thema von mir selbst als Person geben.Selbst für mich ist das Thema nicht leicht so öffentlich zu stellen, aber ich hoffe sehr, dass ich damit viele Betroffene erreiche und ihnen helfen kann, selbst daüber zu reden und sich anderen Menschen anzuvertrauen.

Es ist das Jahr 1987. Ich war zu dem Zeitpunkt 7 Jahre alt, als ich auf einen Mann getroffen bin, der sich als “Freund“ der Familie dargestellt hat. Was nur keiner wusste bis dahin, war, was er wirklich vorhatte. Er war sehr freundlich und gab sich ganz besonders kinderlieb. Er hat sehr viel Zeit mit mir und meinen Geschwister verbracht. Er hat sich mit meinem Hobby auseinandergesetzt, um sich nach und nach mein Vertrauen zu erschleichen, so dass man nie darauf gekommen wäre, dass er ganz andere Gedanken dabei hatte.

Im Jahre 1988 war er ein Teil der Familie, so dass es dann auch dazu gekommen ist, dass ich ab und an mal bei ihm übernachtet habe. Was nur keiner wusste außer ihm und mir, war, was wirklich hinter der verschlossenen Türe passieren wird. Er hat immer dafür gesorgt, dass er mein Schweigen auf seiner Seite hat. Ich werde jetzt natürlich nicht alles im Kleinsten erzählen, was mir passiert ist. Ich kann nur soviel sagen dass er eine Kinderseele zum Brechen gebracht hat. Das hat mein Verhalten sehr verändert, was meiner Mam auch sehr stark aufgefallen ist, so dass sie das Gespräch zu mir gesucht hat, um herauszubekommen, was mit ihrem Sohn los ist. Denn so kannte sie mich nicht – sehr verschlossen und kaum ein Lächeln im Gesicht. Was sie auch komisch fand: Dass ich auf einmal nicht mehr zu dem „Freund“ wollte, kein Interesse mehr an ihm hatte und immer den Raum verlassen habe, wenn er da war. Das fand sie alles sehr komisch, und meine Mutter hat immer wieder das Gespräch gesucht, bis ich mein Schweigen gebrochen und ihr alles erzählt habe, was er mit mir gemacht hat. Darauf hat meine Mam sehr schnell gehandelt und die Polizei mit eingeschaltet, die ebenfalls sehr schnell gehandelt hat, nachdem sie meine Aussage hatte. Das Ganze ging dann zum Gericht, wo ich zum Glück nie aussagen musste, weil ER alles gestanden und seine Strafe bekommen hat – er wurde weggesperrt. Aber wer nun denkt, zum Glück, wird leider enttäuscht, denn es sollte nicht das Ende meiner Geschichte sein.

Mein Leben ging erst einmal weiter, Schule, Kindergarten alles „normal“ wie bei den meisten Kindern. Ich hatte Kinderfreundschaften und ich lernte natürlich auch die Eltern dieser Kinder kennen. Es war das Jahr 1992. Ich war sehr oft bei meinen Freunden zu Hause, die waren eine 10-köpfige Famili , davon 8 Kinder, wo ich auch wie ein Teil der Familie behandelt wurde. Die Eltern behandelten mich als sei ich selbst eins ihrer Kinder ,um das jetzt zu verstehen, wieso ich so ein Vertrauen zugelassen habe, muss man den Hintergrund etwas kennen. Ich bin in eine Familie geboren worden, in der ich immer zu verstehen bekommen habe, ich sei nichts wert und ich wäre das Kind von einer anderen Mann. Gewalt und Alkoholmissbrauch stand an der Tagesordnung . Somit hatte ich nie eine gutes Vater -Sohn -Verhältnis. Mein Vater hat mir immer wieder seine Abneigung gezeigt, genauso wie seine Eltern, also meine „Großeltern“. Ich hatte also eigentlich nur meine Mam und ihre Eltern, die mich immer so geliebt haben, wie ich war und heute bin).

2021:

  • Mit 4.918 Fällen von Misshandlungen Schutzbefohlener wurde eine Zunahme um 10% im Vergleich zum Vorjahr registriert.
  • Kindesmissbrauch ist um 6,8 % auf über 14.500 Fällen gestiegen.
  • Sehr stark angestiegen sind mit 53 % auf 18.761 Fällen die Zahlen bei Missbrauchsabbildungen, sogenannter Kinderpornografie.
  • Täter/Täterinnen stammen häufig aus dem sozialem Umfeld, wie Familien der “Opfer“.

Der Vater der oben beschriebenen Familie war für mich wie ein “Vater“, den ich eben so nicht hatte. Wir hatten ein gutes Verhältnis, was sich aber 1993 als das schlimmste meines Lebens rausstellen sollte. Es war ein regnerischer Tag und wir waren zu Hause bei der Familie zum Spielen. Die meisten von uns hatten aber keine Lust dazu, somit haben einige dann einen Western im Fernsehen geschaut, wobei ich eingeschlafen bin. Was ich nicht mit bekommen habe, war, dass sich das Wetter gebessert hatte und inzwischen alle Kinder draußen zum Spielen waren. Somit war ich mit dem Vater der Familie allein im Wohnzimmer. Was dann geschehen ist, war die Hölle für mich. Danach habe ich mich noch mehr verschlossen, habe die Familie nicht mehr besucht, habe mich zurück gezogen in meine eigene kleine Welt – wo ich alles niedergeschrieben habe. Leider hat dann mein “„Vater “ diese Aufzeichnungen in die Hände bekommen und mich gleich zur Rede gestellt. Was das ist und ob es war ist, was da steht. Was ich mit Ja beantwortet habe. Darauf haben meine Eltern die Familie nach Hause geholt, um das Thema anzusprechen. Sie haben den Mann gefragt was er dazu sagt, was da steht. Er meinte nur, das seien kindliche Fantasien. Damit war für meinen „Vater“ das Thema beendet. In dieser Zeit war unsere Familie schon so sehr zerbrochen, dass meine Mam sich von meinem Vater getrennt hat und wir mit ihrem neun Lebenspartner weggezogen sind.

Meine Mam hat nicht lockergelassen und ist mit mir zur Polizei gegangen. Danach hatte ich einen steinigen Weg vor mir. Aussagen über Aussagen, Gutachten etc. Das Ganze ging dann vor Gericht, 3 Tage lang Zeugenaussagen über Zeugenaussagen. Das, war für mich ein Schlag ins Gesicht war, war die Aussage meines „Vaters“.Worte , die kein Sohn hören und kein Vater aussprechen sollte. Aber am Ende der 3 Tage wurde der Mann verurteilt, weil ich stark genug war, um ihm gegenüber zu treten.

Warum erzähle ich Euch das Ganze? Ganz einfach: Es ist nicht falsch, über das Thema zu sprechen, denn schweigen macht den Täter nur stärker . Darum ist es auch der faslche Weg “ Opfer“ zu sagen. Sag nicht, dass es DIR leid tut, denn DIR muss nichts leid tun! Denn wir sind und werden nie Opfer sein. Als Opfer würde ich es zulassen, dass solche Männer weiterhin Macht über mich haben. Das werde ich aber nicht mehr zulassen. All das, was mir in meinem Leben passiert ist, hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin; ich bin stärker denn je. Dank meiner Mam, meiner Freunde /Familie sowie meines Ehemanns.

Meine Lieben, achtet mehr auf Eure Kinder, seid ganz besonders wachsam, denn es kann jedem und überall passieren – auch in deiner Familie oder Umfeld. Die Augen zu verschließen, ist der falsche Weg. Ein Kind ist immer auf Hilfe angewiesen.

Meine lieben Leser*inen. Ich bedanke mich für Eure Treue und ganz besonders für Eure Meinung, die mir sehr wichtig ist.
Ich wünsche Euch und Euren Familien besinnliche Feiertage und einen schönen Jahreswechsel in das neue Jahr 2022.

Love ist Love

Euer Sascha Kugler