Das Unternehmen Agrarservice Lass
In der fünften Generation baute der Tüttendorfer Martin Laß den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb in den vergangenen 15 Jahren unter dem Namen Agrarservice Lass (ASL) zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen um. Neben eigenem Ackerbau und der Schweinemast, unterstützt das Unternehmen andere landwirtschaftliche Betriebe mit Konzepten, Personal und Maschinen.
Die Sparte mit dem größten Wachstum ist die Technik von Blockheizkraftwerken (BHKW), die mit Biogas betrieben werden. ASL ist Servicepartner des Motorenherstellers MWM und sorgt durch die technische Expertise für den reibungslosen Betrieb und die Flexibilisierung der Anlagen im Norden.
Das Geheimnis hinter dem stetigen Erfolg ist simpel. „Unsere Wurzeln sind in der Landwirtschaft, mit unseren Erfahrungen verstehen wir die Bedürfnisse unserer Kunden besonders gut“, sagt Geschäftsführer Martin Laß, der vor der Betriebsübernahme ein landwirtschaftliches Studium in Weihenstephan mit dem Schwerpunkt Agrarmarketing und Management absolviert hat. „Im Umgang mit den Kunden ist mir Augenhöhe ebenso wichtig, wie für deren Erfolg selbst auch die Ärmel hochzukrempeln.“ Seine Philosophie: Klartext reden, statt sich hinter Fachchinesisch zu verstecken.
Die eigenen Erfahrungen mit der 2009 in Betrieb genommenen Biogasanlage haben den Ausschlag zur Gründung der Techniksparte gegeben. „Anfangs gab es bei unserem BHKW immer wieder Probleme, weil die Motoren nicht richtig eingebaut wurden“, so Laß. Der Hersteller MWM habe Motor, Generator und Rahmen im Set geliefert, die von sogenannten Packagern in den BHKW-Container eingebaut wurden. „Dabei wurden nicht immer die Herstellervorgaben eingehalten, was im späteren Betrieb zu Störungen und Ausfällen führte.“ Ein Ärgernis, so Laß, der die Sache selbst in die Hand nahm, Kontakt zum Hersteller MWM suchte, sich fachkundig machte und 2012 die ASL-Technik als Start-up gründete. Heute betreut das Unternehmen über 150 Biogas-BHKW-Anlagen in drei Bundesländern.
Auch die eigene Anlage der Bioenergie Gettorf wurde stetig erweitert. Mittlerweile versorgt sie zahlreiche Haushalte in Tüttendorf und Gettorf sowie das Schul- und das Sportzentrum in Gettorf, mit Wärme. Neueste Errungenschaft ist ein großer Biogasspeicher, der den Betrieb der Anlage flexibilisiert und sie damit zum regenerativen Speicherkraftwerk macht. So können grüne Wärmeenergie und grüner Strom produziert werden, wenn sie wirklich gebraucht werden. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist das Leitthema für unseren Betrieb“, sagt Laß.
Der baut nicht nur das Nahwärmenetz in Gettorf aus, sondern entwickelt parallel auch Konzepte zur Energieversorgung der Zukunft ohne klimaschädliche Emissionen. Die Ladeinfrastruktur parallel zum Nahwärmenetz als Inselnetzes auszubauen, ist das jüngste Projekt des Unternehmens.
Klar, dass das Unternehmen auch selbst zunehmend auf E-Mobilität setzt. Die ersten Fahrzeuge sind angeschafft. „Ich war früher eher Skeptiker, aber gerade bei vielen kurzen Fahrten in und um Gettorf ist das reine E-Fahrzeug viel effizienter als ein Verbrenner“, sagt Laß. Bis 2024 sollen im PKW-Bereich alle Fahrzeuge umgestellt sein, bis 2026 sollten auch die zwölf Transporter folgen. Größtes Problem derzeit sei, dass der Handel nicht liefern könne und die Wartezeiten lang sind. Nicht nur für die Firmenflotte, auch für die Fahrzeuge der Mitarbeiter stellt Laß am Firmensitz in Tüttendorf die Ladeinfrastruktur zur Verfügung.
Seit Gründung ist die ASL stetig gewachsen. „Wir investieren zurzeit gut eine Million Euro jährlich in das Unternehmen“, sagt der Geschäftsführer, der mittlerweile über 50 Angestellte in den unterschiedlichen Bereichen beschäftigt. Das sind neben Landwirten auch Elektriker, Industriemechaniker, Landmaschinenmechaniker, Heizungsbauer, Metallbauer, Zimmerleute, Maurer, Tiefbauer, kaufmännische Angestellte, Agraringenieure und IT-Experten. Wer in welchem Bereich des Unternehmens tätig ist, verrät die Farbe der Arbeitskleidung: Grün tragen die Land- und Tierwirte, Blau ist den Technikern vorbehalten und die Tief-, Hoch-, Garten- und Landschaftsbauer sind an der grauen Farbe zu erkennen.
„Bei allem Wachstum bleiben wir ein klassisches Familienunternehmen, in dem das Team die Leistung erbringt und kurze Hierarchien eine hohe Flexibilität ermöglichen“, sagt Lass. Darauf setzt er auch in Zukunft. Innovative Geschäftsideen alleine reichen Unternehmen künftig nicht. „Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource.“ Die Förderung und Entwicklung der einzelnen Mitarbeiter durch Schulungen und Fortbildungen ist für Lass deshalb selbstverständlich.
Im Wettbewerb um gute Leute, punkte man mit moderner Technik und top ausgestatteten Arbeitsplätzen. „Wir wollen rund um das Thema Ressourcenschonung und Energieeffizienz weiterwachsen“, blickt Laß, nach vorne. Aktuell suche man einen Bauingenieur oder eine -ingenieurin für das Team und auch im IT-Bereich wird Verstärkung für die zunehmende Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen gesucht.