In unserer Familie sind alle ganz schlau ...nur Papa nicht
Kennen Sie das auch? Jemand sagt etwas zu Ihnen, dessen Inhalt Ihnen überhaupt nicht passt, und Sie antworten, statt gradeheraus, einfach mal ironisch. Vielleicht sogar mit dem Satz: „Ja. Ich freu mich drauf“. Und meinen eigentlich genau das Gegenteil. Und vertrauen darauf, dass Ihr Gegenüber das schon begreift und bemerkt.
Im Zeitalter der modernen Medien kommunizieren wir zunehmend per Mail oder Telefon. Warum auch nicht? Geht ja meist schnell und unkompliziert. Sogar im Privaten nutzt man mehr und mehr diese Form der Mitteilung. Sich zu verabreden und real zu treffen, braucht unter den heutigen Alltagsanforderungen bei vielen ja oftmals eine lange Vorlaufzeit.
Vielleicht ist Ihnen das auch schon passiert…Ihr „Gegenüber“ hat Sie anscheinend falsch verstanden. Und fragt mit komischem Unterton: „Wie hast Du denn das gemeint?“ Oder…“ Aber für mich hat sich das angehört also ob…“ Oder war sogar leicht angesäuert Ihnen gegenüber, weil das geschriebene Wort irgendwie falsch oder anders als sie es gemeint haben gedeutet wurde. Meist schreibt man fix eine Nachricht runter und überlegt nicht groß, dass Stimme und Mimik ja eine ganze Menge ausmachen. Und wenn man etwas sowieso ironisch oder sarkastisch meint, ist es geschrieben manchmal noch schwerer zu deuten. Der Tonfall ist hier sehr wichtig. Doch der Tonfall allein reicht manchmal auch nicht aus.
Im Zusammensein mit Kindern… (ja…ich merke, sie haben sich schon gefragt, wann ich endlich auf den Punkt komme), lernt man schnell, dass Ironie nicht selbstverständlich ist. Kinder können keine Ironie. Ich weiß gar nicht so genau, wann das Verständnis dafür beginnt…
Im Grundschulalter jedenfalls nicht 😉
Die kleine und sehr quirlige Sophie kann einem schnell auf den Wecker fallen. Sie ist laut, hibbelig, ungeduldig…aber manchmal auch sooooo entzückend, weil schlagfertig und mit reinem Herzen dabei. In solch einem Moment, als dieses Kind mal wieder etwas gaaanz Herzerwärmendes gesagt hat, schaute ich sie an und sagte voller Wärme: „Hach Du Süße! Ich könnte Dich so einpacken und mitnehmen!“
Da guckt sie mich treu an und sagt nach einem Moment: „Ok. Ich kann aber nur montags und dienstags. Die anderen Tage habe ich schon was vor.“ Ich fing natürlich schallend zu lachen an, aber ich konnte Sophie nicht erklären, warum. Dass das nur ironisch gemeint war und nicht im Wortsinn. Das hat sie nicht verstanden.
Ein paar Tage später kam ihre Mutter auf mich zu…und…sie ahnen es schon, fragte mich, was es damit auf sich hat, und ob auch noch andere Kinder mit zu mir nach Hause kommen sollten und wann das dann losgehen soll, damit sie ihren freien Nachmittag planen kann. Genau: Da haben wir Erwachsenen zum 2. Mal darüber gelacht. Kinder können nicht ironisch.
In einem anderen Moment war ich mit der kleinen Lina am Plaudern, ich weiß nicht mehr worüber, aber unerwartet sagte die kleine Lina etwas wirklich Schlaues. So schlau geschlussfolgert, dass ich spontan zu ihr sagte, wie schlau sie doch wäre und wie beeindruckt ich davon gerade sei. Da sagte sie ganz ernst: „Ja. Ich weiß. In unserer Familie sind alle so schlau. Außer Papa.“ Und guckte mich treuherzig an.
Ich war fassungslos und sagte ihr in aufmunterndem Tonfall , „doch, der Papa ist doch bestimmt auch ganz schlau. Naaaheiiin, sagt sie da,..wir anderen in der Familie sind alle schlau. Der Papa nicht. Das macht aber nix, weil das weiß der. Das sagt der auch selber. Er sagt ganz oft zu mir: „Na Lina, meinst Du, Du bist wieder mal schlauer als ich?“ Und dann sag ich „ja“, und dann nickt und lacht der Papa.“
Übrigens hat der Papa auch herzhaft darüber gelacht, als ich ihm diese Geschichte erzählt habe. Wie gesagt: Kinder können nicht ironisch.
Aber auch Erwachsenen verstehen einen manchmal falsch. Ein schnell dahingesagtes Wort…falsch verstanden und nicht geklärt…kann zum Lachen bringen, aber auch unglücklich machen oder Kopfzerbrechen bereiten. Deshalb lieber einmal mehr nachfragen…so gibs kein Kopfweh oder womöglich schlimmeres besser öfter mal Zeit nehmen für ausführliche, direkte und gute Gespräche. Die sind nämlich durch nichts zu ersetzen.
In diesem Sinne…
Stephie Schön