Zusammen ganz Gettorf mit Nahwärme versorgen:
Zwei Biogasunternehmen wollen Gesamtkonzept für Gettorf vorlegen
Teile von Gettorf sind bereits mit Nahwärme versorgt. Jetzt prüft die Gemeinde Möglichkeiten, ganz Gettorf mit Nahwärme zu versorgen. Am 30. Mai trafen sich die Vertreter der aktuellen Nahwärmeanbieter Bioenergie Gettorf, Bio PM aus Gettorf und Hansewerk Natur mit den Spitzen aus Verwaltung und Politik, um Möglichkeiten zu erörtern.
Mit der Bioenergie Gettorf und der Bio PM haben sich die zwei Gettorfer Unternehmen auf eine künftige Kooperation geeinigt. „Mit ihrem Wunsch nach einem Gesamtkonzept rennt die Gemeinde bei uns offene Türen ein“, sagt Bioenergiegeschäftsführer Martin Laß. „Um ganz Gettorf zu versorgen, sind beide Unternehmen optimal örtlich verteilt.“ Darauf könne man optimal aufbauen. Wichtig sei es zeitnah zu handeln, um Energie auch künftig für die Bürger bezahlbar zu machen und sich von den volatilen fossilen Energieträgern, wie Erdgas und Erdöl, unabhängig zu machen. „Wer das Heft des Handelns in der Hand halten will, der muss auch Handeln“, sagt Laß. Ein Gesamtkonzept sei auch deshalb schon sinnvoll, weil es immer günstiger ist, als Einzellösungen zu schaffen. Die positive Botschaft: Beide Unternehmen produzieren vor Ort bereits jetzt gemeinsam ausreichend Biogas, um die ganze Gemeinde zu versorgen. „Ein Ausbau der zwei bestehenden Anlagen in Tüttendorf (Bioenergie) und in Gettorf (Bio PM) ist nicht nötig.“ Damit werde auch der Anlieferverkehr für Rohstoffe nicht zunehmen. Den Zusammenschluss beider regionaler Unternehmen sieht Eckhard Marxen, Geschäftsführer der Bio PM, durchweg positiv. „Der Vorteil auf große Unternehmen zu verzichten ist, dass das Projekt in bäuerlicher Hand bleibt, es kürzere Wege und schnellere Lösungen gibt.“ Schon wegen der unterschiedlichen unternehmerischen Ausrichtungen halte er einen Zusammenschluss mit den großen Unternehmen Hansewerk für schwierig.
Bis Anfang September wollen die zwei regionalen Betreiber der Biogasanlagen ihre konkreten Pläne für das ambitionierte Projekt vorlegen. Ein unabhängiges Ingenieurbüro soll jetzt konkret berechnen, welche Infrastruktur nötig ist, um ganz Gettorf zu versorgen. Eines stehe, so Laß, heute schon fest: „Zusätzliche Biogasanlagen sind nicht nötig.“
Entscheidend für die Vollversorgung von Gettorf sei das Gesamtkonzept aus regenerativen Energien. „30 bis 40 Prozent der benötigten Energie kommt dafür aus unseren Anlagen, für den Rest sorgen Photovoltaik und Windkraft“, sagt Laß.
Die Bioenergie sei im Gesamtkonzept ein wesentlicher Baustein. „100 Prozent erneuerbare Energie heißt, dass diese immer bis zur letzten Kilowattstunde zur Verfügung stehen muss“, erklärt Laß. Das bedeutet, dass die Energieversorgung in den sogenannten Dunkelflauten, also wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, zuverlässig gesichert sein muss. Dafür braucht es die regenerativen Speicherkraftwerke, die dann einspringen, wenn die Energie anders nicht erzeugt werden kann. Die sogenannte Sektorkopplung aller regenerativen Energien sei nötig, um eine hohe Versorgungssicherheit mit 100 Prozent regenerativer und CO2-freier Energie zu erreichen und gleichzeitig für eine hohe Preisstabilität zu sorgen. „Das Gesamtkonzept ist für Gettorf reizvoll, weil es zukunftsfähig ist“, sagt Marxen. Zudem hätten erste Berechnungen gezeigt, dass man aufgrund der günstigen Lage beider Unternehmen, neben dem bereits geplanten Heizhaus in Gettorf nur zwei bis drei weitere brauche, um die gesamte Gemeinde zu versorgen. Die Klimaschutzagentur war in ihrer überschlägigen Rechnung noch von sechs Standorten ausgegangen.
„Genauso wichtig, wie es ist, den ganzen Ort zu betrachten, ist auch auf die Integrierbarkeit der Netze zu achten, denn man weiß nicht, was die Zukunft noch an Technologien bringt“, sagt Laß. Ein Schwerpunkt der Planung liege deshalb in einem technologieoffenen System. Das bedeute, dass beispielsweise grüner Wasserstoff, Klärschlamm oder Erdwärme künftig mit einbezogen werden könnten, ohne dafür die technische Grundstruktur komplett ändern zu müssen. „Das Gesamtkonzept ist am Ende nicht nur ein Gewinn für den Klimaschutz, es sorgt für stabilere Energiekosten, schafft Arbeitsplätze in der Region und stärkt damit auch die heimische Wirtschaft“, stellt Marxen weitere Vorteile der künftigen Kooperation heraus. Davon würden Gemeinde, Bürger und Unternehmen im gleichen Maße profitieren.