Die Legende von Jack O’Lantern
oder wie der Kürbis zu Halloween kam

erzählt von Meike Onusseit von LÜTT & PLIETSCH

Jack O’ Lantern, ein irischer Hufschmied, war der Legende nach, bei den Tieren ziemlich beliebt, ganz sicher jedoch nicht bei seinen Mitmenschen. Denn für sie war der Trunkenbold Jack eher mit Vorsicht zu genießen. Zum einen, weil er viel zu oft und viel zu viel trank, zum anderen, weil er als geizig und hinterlistig galt. Ein überaus unsympathischer Zeitgenosse also, dessen allabendlicher Stammplatz am Tresen der Dorfkneipe war. Dort finden wir ihn auch an jenem Abend, an dem die Legende beginnt: am Abend vor Allerheiligen.

Überraschungsbesuch
Es war ein Abend wie jeder andere, eigentlich, denn eine winzig kleine Ausnahme sollte Diesen besonders werden lassen. An jenem Abend vor Allerheiligen gesellte sich plötzlich ein ungebetener Gast an den Tresen neben Jack O’ Lantern. Schnell stellte er fest, dass es kein anderer Dorfbewohner und auch kein Gast aus einem der umliegenden Nachbardörfer war. Es war ein dunkel gekleidetes, angstverbreitendes Wesen, das nur von sehr weit außerhalb kommen konnte.

Ein Gast, den Jack ganz bestimmt nicht neben sich erwartet hatte: der Teufel höchstpersönlich. Dieser war nicht, wie Jack vorerst annahm in die Dorfkneipe gekommen, um seinen Durst zu stillen, sondern vielmehr seinen Hunger. Seinen Hunger nach durchtriebenen Seelen, wie die von unserem Jack. So forderte er nun Jack auf, mit ihm zu kommen. Geschockt, ob der Vorstellung ohne einen letzten Dink zu gehen bat Jack den Teufel, ihm Diesen eben noch zu gönnen. Der Teufel überlegte kurz und stimmte zu. Unser Jack jedoch, pleite wie er war, hatte kein Geld mehr, um den letzten Whiskey zu bezahlen. Der Teufel, wie ihr Euch vorstellen könnt, natürlich auch nicht, denn der brauchte normalerweise nie Münzen. Jack appellierte also an die teuflischen Kräfte seines Besuchers, schmeichelte ihm gar sehr und überzeugte ihn schlussendlich, sich selbst in die fehlende Münze zu verwandeln.

Der gewiefte Jack nahm die Münze jedoch nicht, um damit seinen letzten Whiskey zu bezahlen, nein, er verzichtete auf den Drink und steckte die Münze schneller als der Teufel blinzeln konnte, in seinen Geldbeutel. Hier lag auch sein silbernes Kreuz, welches es dem Teufel unmöglich machte, sich zurückzuverwandeln. Als Münze in seinem Geldbeutel gefangen, konnte der Teufel nun Jack nichts mehr anhaben und war ihm hilflos ausgeliefert. Sich seiner Oberhand bewusst schlug er dem Teufel folgenden Handel vor: Wenn der Teufel versprach, ihn an diesem Abend nicht mit in die Hölle zu nehmen und noch dazu schwor, Jacks Seele auch in den kommenden zehn Jahren zu verschonen, so würde Jack ihn frei lassen. Der Teufel überlegte diesmal nicht lange und willigte in den Handel ein. Bestimmt nicht sehr freundlich verabschiedeten sich die zwei von einander.

Zehn Jahres-Zeitsprung
Wieder war es die Nacht vor Allerheiligen und wieder saß Jack O’ Lantern genau da, wo wir ihn vermutet hätten. Wie 10 Jahre zuvor vereinbart kam der Teufel vorbei, um den Handel um Jacks heiß begehrte Seele endlich abzuschließen. Obwohl ihm das wohl niemand zugetraut hätte, schien Jack sich diesmal an seinen Teil der Abmachung zu halten und folgte dem Teufel. Auf dem Weg kamen die beiden Weggefährten an einem Apfelbaum vorbei.

Die Früchte daran sahen so verlockend aus, dass Jack Hunger bekam und den Teufel bat, wenigstens noch einen letzten Apfel essen zu dürfen, um ihm den Abschied ein wenig zu versüßen. Der Teufel dachte sich nichts Böses und willigte ein. Er kam Jacks Bitte nicht nur nach, sondern kletterte höchstpersönlich auf den Baum, um Jack einen besonders leckeren Apfel zu pflücken. Jack O´Lantern hinterhältig, wie er war zückte schnellstens sein Messer und ritzte in den Stamm des Baumes ein Kreuz. Wieder einmal war der Teufel Jack in die Falle getappt, hatte er doch durch das eingeritzte Kreuz keine Chance, je wieder hinunterzuklettern. Wieder einmal begannen die Verhandlungen. Diesmal mit dem Ergebnis, dass der Teufel einwilligte, für immer und ewig auf Jacks Seele zu verzichten. Fröhlich pfeifend entfernte Jack das Kreuz wieder und war endlich den Teufel ein für alle Mal los.

Zwischen Himmel und Hölle
Es kam der Tag an dem Jack O’ Lantern starb. Weder vom Teufel geholt noch von einem Engel zur Himmelspforte zitiert. Er starb eines natürlichen Todes. Ohne Umwege machte sich seine Seele auf in den Himmel, klopfte an das große Eisentor. Jedoch wurde ihm der Einlass verweigert, da er Zeit seines Lebens geizig, hinterlistig und betrügerisch gehandelt hatte. Stattdessen wurde ihm geraten, es am Höllentor zu versuchen.

So sicher sich unser Jack war, dass er in der Hölle Einlass finden würde, umso überraschender die Antwort des Teufels, als dieser vor ihm stand: „Jack O’ Lantern, du erinnerst dich an unsere Abmachung? Da ich ein Ehrenmann bin, der sich an seine Versprechen hält, kann ich Deine Seele leider, so sehr ich das auch bedaure nicht bei mir aufnehmen!“ Jack O’ Lantern erstarrte. Wo sollte er denn nun hin, wenn man ihm weder am Himmelstor noch an der Höllenpforte Einlass gewährte?

Seine boshaften Betrügereien wurden ihm nun zum grausamen Verhängnis. Dem Teufel tat der nun heimatlose Jack tatsächlich ein wenig leid. Also gab er ihm ein Stück Kohle aus dem Feuer der Hölle, damit Jacks Weg durch die ewige Finsternis ein wenig erhellt werden konnte. Das ihm vom Teufel gegebene Stück Kohle sollte nicht ausglühen, also höhlte er eine Rübe aus, legte die Kohle hinein und bastelte sich so eine windgeschützte Laterne. Diese begleitet ihn auf seinem niemals endenden Weg durch die Finsternis des Niemandslandes wahrscheinlich auch noch heute. So zumindest erzählt es uns die Legende.

Leuchten in der Dunkelheit
Was einst die Rübe war, sind heute die Kürbisse. Viele Iren, die mit der Legende von Jack O’ Lantern aufgewachsen sind, mussten ihre Heimat Irland vor vielen Jahren auf Grund einer großen Hungersnot verlassen. Die meisten von ihnen flüchteten nach Amerika, wo Halloween gänzlich unbekannt war. Da es dort wenig Rüben gab nutzten Sie die Kürbisse um das Halloweenfest auch in der neuen Heimat feiern zu können. Mit abschreckenden Fratzen versehen stellten Sie diese auf um böse Geister und vielleicht sogar den Teufel höchstpersönlich zu verschrecken. Der Kürbis soll die Geister glauben machen, dass an diesem Ort bereits eine verdammte Seele haust.

Jetzt kennt ihr den Grund der Kürbisse in der Nacht vor Allerheiligen, der Nacht von Halloween, in der sich die Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der Toten heben.